Im Oktober 2018 und im Januar 2019 werde ich ich im SNE (Seniorennetzwerk Erlangen) eine kleine Schulung zum Thema „Licht und Belichtung: analog – digital (zur Anmeldung)“ machen. Die Vorbereitungen laufen schon länger und ich werde hier nach und nach einige Inhalte vorab veröffentlichen.
Meine aktuelle Sony a99II habe ich nun seit einem dreiviertel Jahr und ich habe noch nie gezielt untersucht, welche Messmethoden zur Belichtungsmessung sie hat. Ich habe mich einfach auf die angezeigten Werte verlassen. Da ich meistens sowieso im manuellen Modus arbeite und dabei intuitiv bei kniffligen Lichtsituationen von Hand meine Einstellungen mache, war das offensichtlich auch nicht so wichtig. Erst als ich begonnen habe, mich mit dem Thema Licht und Belichtung auseinander zu setzen, habe ich mir das mal genauer angesehen.
Alles automatisch richtig einstellen kann heute jede Kamera. Die im Prozessor gespeicherten Algorithmen basieren auf Millionen von Bildern und man kann annehmen, dass eigentlich nichts schief gehen kann. Also den Modus auf „Auto“ und alles ist gut. Oder doch nicht?
Was macht die Kamera, wenn ich einen weißen oder schwarzen Karton vor die Linse halte (symbolisch gesprochen). Nun, die Kamera analysiert den Karton, vergleicht die Szene mit gespeicherten Werten und macht aus beiden Vorlagen jeweils ein mittleres graues Bild. Das ist aber genau das, was ich nicht wollte. Mein Ziel war, eine sehr dunkle Szene (z.B. Lava Gestein in La Palma) bzw. eine sehr helle Szene (Schnee, Brautkleid) zu fotografieren. Das kann die Kamera aber natürlich nicht wissen, also muss ich als Fotograf meine Vorstellungen selbst umsetzen. Und hierfür gibt es entsprechende Einstellmöglichkeiten.
Da die Kamera genug Einstelknöpfe hat, ist das gesuchte Menü mit ein bis zwei Knopfdrücken erreichbar. Eingestellt war bei meiner Kamera (ohne dass ich das bewusst gemacht hätte) der Modus „Multi“. Insgesamt gibt es bei meiner Sony a99II sechs Messmethoden (andere Kameras haben möglicherweise mehr oder weniger):
Messmethode | Beschreibung |
Multi | Misst das Licht in jedem Feld, nachdem das gesamte Bild in verschiedene Felder unterteilt wurde, und ermittelt die korrekte Belichtung für das gesamte Bild (Mehrfeldmessung). |
Mitte | Misst die durchschnittliche Helligkeit des gesamten Bildes unter Betonung des mittleren Bereichs (mittenbetonte Messung). |
Spot (Std./Groß) | Misst nur den mittleren Bereich (Spotmessung). Dieser Modus ist zum Messen von Licht auf einem angegebenen Teil des gesamten Bildschirms geeignet. Die Größe des Messkreises kann zwischen [Spot: Standard] und [Spot: Groß] ausgewählt werden. Die Position des Messkreises hängt von der Einstellung für [Spot-Mess.punkt] ab. |
GesBildsDschnitt | Damit wird die Helligkeit des gesamten Bildschirms gemessen. Die Belichtung bleibt stabil, selbst wenn sich die Komposition oder die Position des Motivs ändert. |
Highlight | Damit wird die Helligkeit unter Betonung des hervorgehobenen Bereichs auf dem Bildschirm gemessen. Dieser Modus eignet sich zum Aufnehmen von Motiven bei Vermeidung von Ãœberbelichtung. |
Soweit die Beschreibung aus meinem Sony Handbuch.
Was aus der Beschreibung von Sony leider nicht hervorgeht, sind die Grenzen der jeweiligen Messmethode. Z.B. wie viele Felder werden denn bei „Multi“ zur Analyse gebildet und wie werden die darin gemessenen Helligkeitswerte gewichtet? Oder wie groß ist bei „Mitte“ die Mitte? Welcher Zone wird bei Highlight (es gibt entgegen der Beschreibung gar keinen hervorgehobenen Bereich) der hellste Punkt zugewiesen? Zone V oder höher?
GesBildsDschnitt würden wir wohl einstellen müssen, wenn wir unseren schwarzen oder weißen Karton fotografieren wollten und der dann aber grau gemacht wird.
Was uns von den Messmethoden am meisten interessieren dürfte ist sicherlich die Spotmessung und ich darf es gleich mit vorweg nehmen, die Messung „Highlight“ sollte auch jeder mal ausprobieren wenn es denn seine Kamera anbietet (dazu später mehr).
Für einen schnellen Überblick habe ich hier die 6 Messmethoden nebeneinander gestellt und das zugehörige Histogramm zur Beurteilung daneben platziert.
Für den Vergleich steht die Kamera im Modus A (Aperture). Die Blende wurde auf f 5,0 eingestellt und die Belichtungszeit wird entsprechend dem eingestellten Messmodus angepasst. Die Beurteilung erfolgt auf der Basis des Histogramms.
Die Belichtung mit „Multi“ stellt hier die beste Belichtung dar, obwohl die hellen Tonwerte im Kontrollbild heftig blinken. Aber wir wissen ja, dass sich das Histogramm auf das jpg-Bild bezieht und hier die Tonwerte bis zum rechten Rand optimal genutzt wurden.
Die „Mittenmessung“ ist zu dunkel und wir wissen ja nicht wirklich was hier die „Mitte“ ist.
Die beiden Spotmessungen liegen bei den grauen Wolken in der Zone V und würden bei entsprechender Korrektur um plus 2 Zonen genau wie die „Multi“-Belichtung in der Zone VII landen.
Bei der Belichtung mit „gesamterBildschDurchschnitt“ wird hier eine Zone rechts verschenkt und bei „Highlight“ sogar wieder zwei Zonen. Diese Methode ist aber für andere Lichtverhältnisse gedacht und für dieses Motiv nicht die beste Wahl.
ISO stand hier zwar auf Auto, aber es wurde jeweils mit dem Wert 100 belichtet.
Für alle, die es genau nachlesen wollen, finden hier mein ausführliches Script (Stand 10.10.2018) als pdf-Datei zum Preis von 10 €.
Hier wieder ein Bild aus meiner analogen Zeit (Toyo Field 8×10″, Kodak Tmax 400), aufgenommen am 31.10.1988 um ca. 08:00 Uhr bei Eltersdorf. Wegen des geringen Kontrasts von nur drei Zonen wurde die Entwicklung für N+2 festgelegt und hierfür mit 250ASA die Szene ausgemessen. Das dunkle Gras lag in der Zone III bis III1/2, das Kreuz in Zone IV und der Nebel selbst in der Zone VI. Die Belichtung wurde dann mit f/32 bei 1/8s Belichtungszeit durchgeführt.
Ich hatte das Steinkreuz bei einer meiner Radtouren entdeckt, aber im Hintergrund war der Bahndamm, der von diesem Motiv vollkommen abgelenkt hätte. Meine Überlegung war also, irgendwann vorbei zu kommen, wenn sich Nebel gebildet hat. Ich wartete Wochen und habe jeden Morgen aus dem Fenster geschaut, ob genug Nebel vorhanden ist. Dann war es soweit und anstatt in die Arbeit (es war ein Montag Morgen), bin ich mit dem Fahrrad und meinem Anhänger für die Großformatkamera und Staiv losgefahren, um mein Bild zu machen. Im Kopf war das Bild ja längst fertig. Ich musste also nur noch in aller Ruhe meine Kamera aufbauen, alles genau ausrichten, meine üblichen Messungen machen und dann die Aufnahme auslösen.
An anderer Stelle im Regenitzgrund habe ich an diesem Morgen weitere vier Bilder gemacht. Für eine Tour mit der großen Kamera war das sehr viel. Meistens entstanden nur ein oder zwei Bilder auf meinen Touren.
Meine Angaben zu den gemessenen Zone verstehe ich als Teil der Schulung zur Beurteilung der Zonen gemäß der Tabelle in meinem ersten Beitrag zu diesem Thema „Licht und Belichtung – Grundlagen analog“.
- Der Teil 1 behandelt die Grundlagen analog
- Der Teil 2 behandelt die Kameramodi.
- Der Teil 3 behandelt die digitalen Messmethoden.
- Der Teil 4 behandelt die Spotmessung im Modus A und M
- Der Teil 5 behandelt die Messmethode „highlight“ und den Zonenkamm
- Der Teil 6 behandelt die Belichtungsreihe Zonensystem
- Der Teil 7 behandelt die Forderung nach einem Raw-Histogramm
- Der Teil 8 behandelt die Raw-Belichtungspraxis