Im Oktober 2018 und im Januar 2019 werde ich ich im SNE (Seniorennetzwerk Erlangen) eine kleine Schulung zum Thema „Licht und Belichtung: analog – digital (zur Anmeldung)“ machen. Die Vorbereitungen laufen schon länger und ich werde hier nach und nach einige Inhalte vorab veröffentlichen.
Ich beginne wieder einmal mit einem Zitat aus einem aktuellen Buch (es geht um jpg/Raw): „Selbst aus einer stark über- oder unterbelichteten Raw-Datei können sie häufig noch ein brauchbares Bild heraus holen“. Das wollen wir mal prüfen. Am Ende sehen wir, ob das stimmt.
Belichtungsreihe Zonensystem
Um ein Gefühl für das bisher Gesagte zu bekommen ist es hilfreich, sich selbst mal eine Belichtungsreihe mit 11 Zonen zu erstellen. Gemessen wird auf die Graukarte, die unsere Zone V darstellt. Alle weiteren Belichtungen werden um jeweils eine Blenden-/Zeitstufe geringer oder höher belichtet.
In meiner Testvorlage war die Graukarte Zone V, die schwarze Wellpappe lag bei Zone III und der weiße Karton neben dem ColorChecker lag bei Zone VII ½. In Lightroom kann man nun sehr leicht sehen, wo noch Strukturen sichtbar sind und welche Tonwerte sich dabei ergeben
Ich empfehle jedem Teilnehmer, sich eine solche Belichtungsreihe zu erstellen um selbst zu sehen, was mit den unterschiedlichen Belichtungen in Lightroom und Photoshop noch gemacht werden kann. Wer die entsprechenden Graukarten und den ColorChecker nicht hat, kann ja mal zu einer meiner Technikstunden kommen, die jeweils am ersten und zweiten Donnerstag im Monat stattfinden. Ich empfehle heute übrigens mit einem Abstand von 1/3 Blendenstufen zu belichten. Mit meiner neuen Software Rawdigger kann man da noch gezielter die Grenzwerte bestimmen.
Zonentest Auswertung
Es gibt im Normalfall keinen Grund einen mittleren Grauton der Zone V um 5 Stufen nach oben oder unten zu verschieben. Mit diesem Versuch wollen wir herausfinden, welche der Belichtungen bei der Entwicklung in Lightroom noch brauchbare Tonwerte ergeben. Und in der Tat zeigt uns Lightroom ganz schnell, dass im hellen Bereich das verschieben der Zone V nach VIII, IX und X (wie erwartet) keine brauchbaren Tonwerte mehr liefern kann. Weiß ist ausgebrannt und die Farben sind blasser, selbst wenn die Dynamik und Sättigung angehoben werden.
Von den heller belichteten Tafeln ist nach der Bearbeitung nur die Zone VI gut und mit Einschränkungen noch brauchbar auch die Zone VII.
Im dunklen Bereich sieht es deutlich besser aus. Selbst die Unterbelichtung um 5 Stufen bringt noch gute Ergebnisse. Klar, ein wenig Rauschen und auch eine Farbverschiebung, was sich aber noch weiter optimieren ließe.
Was ist die Erkenntnis aus diesem Test:
- Überbelichtung führt zum Verlust von Tonwerten und Sättigung
- Das Anheben des mittleren Tonwertes (Zone V) um eine Stufe ist noch unkritisch
- Das Anheben des mittleren Tonwertes (Zone V) um zwei Stufen führt bereits zu Tonwertverlusten in den hellen Farben und hellen Grauwerten
- Unterbelichtung bis zu 5 Stufen können von meinem Sensor brauchbar kompensiert werden
Bei hellen Tonwerten muss man gezielt die hellen Tonwerte mit dem Spotbelichtungsmesser erfassen und der gewünschten Zone zuordnen (z.B. Schnee, Brautkleid,…). Dann wird auch die Belichtung und Entwicklung keine Probleme bereiten.
Damit ist auch das Zitat vom Anfang schon beantwortet: Raw kann sicher mehr als jpg, aber bei den hellen Tonwerten solten wir genau wissen was wir tun und wo da die Grenze ist. Dieses Thema wird gleich noch vertiefter auf uns zukommen.
Notwendige Vertiefung
An dieser Stelle hatte ich meinen Vortrag im Grunde abgeschlossen. Das Abschlußbild (siehe unten) war bereits im Skript eingefügt und dazu meine persönlichen Daten für Rückfragen.
Aber genau zu diesem Zeitpunkt während meiner Vorbereitungen erschien im DOCMA Magazin ein Beitrag von Michael J. Hußmann mit dem Thema: Wie funktioniert ein Raw-basiertes Histogramm?
Klar, dass mich solche technischen Artikel interessieren. Am Ende war dann auch noch ein Hinweis für „JPEG-Einstellungen für Raw-Shooter“. Damit sollten bei Fuji Kameras Einstellungen gemacht werden können, die ein besser ausgewogenes Histogramm in der Kamera erzeugen.
Ich habe das mal auf meine Sony übertragen wollen, bin aber damit gescheitert (was ich in den Kommentaren auch kund getan habe). Aber dann bekam ich von einem anderen Blogger den hilfreichen Link zum „FastRawViewer“. Daraus entstand nun die Fortsetzung meiner Ãœberlegungen zur optimalen Belichtung und ich muss sagen, ich habe dabei sehr viel Neues dazugelernt.
Für alle, die es genau nachlesen wollen, finden hier mein ausführliches Script (Stand 10.10.2018) als pdf-Datei zum Preis von 10 €.
Hier mein vorläufiges Abschlußbild zum geplanten Vortrag. Belichtet wurde es mit Blende f/9.0 bei 1/1600s im Modus Highlight. Die hellen Tonwerte im Grünkanal sind hierbei noch 1 1/2 Blendenwerte vom Sättigungspunkt des Sensors entfernt. Hier wurden also Tonwerte verschenkt. Hier den richtigen Punkt zu treffen ist unsere größte Herausforderung. Die Kamerahersteller stellen uns hierzu leider nicht die notwendigen Informationen in der Kamera zur Verfügung. Darum wird es in den nächsten Beiträgen gehen.
Meine Angaben zu den gemessenen Zonen im Bild oben verstehe ich wieder als Teil der Schulung zur Beurteilung der Zonen gemäß der Tabelle in meinem ersten Beitrag zum Thema „Licht und Belichtung“.
- Der Teil 1 behandelt die Grundlagen analog
- Der Teil 2 behandelt die Kameramodi.
- Der Teil 3 behandelt die digitalen Messmethoden.
- Der Teil 4 behandelt die Spotmessung im Modus A und M
- Der Teil 5 behandelt die Messmethode „highlight“ und den Zonenkamm
- Der Teil 6 behandelt die Belichtungsreihe Zonensystem
- Der Teil 7 behandelt die Forderung nach einem Raw-Histogramm
- Der Teil 8 behandelt die Raw-Belichtungspraxis