Eine mathematische Gleichung mit Frage- und Ausrufezeichen am Ende bedarf natürlich einer Erklärung. Dieser Frage nachzugehen wurde von einem Fotofreund ausgelöst, der beide Programme für „nicht gleich“ gehalten hat. Ich aber habe mit Ãœberzeugung beide Programme von den Bearbeitungsmöglichkeiten bezüglich der RAW-Entwicklung aber als „identisch gleich“ bezeichnet (was mathematisch ein Gleichheitszeichen mit drei Strichen wäre ≡ ☺).

Öffnet man beide Programme nebeneinander, sieht es wirklich danach aus, als wollten wir Äpfel mit Birnen vergleichen.

Zu unterschiedlich ist das Aussehen und die Bedienoberfläche. Lightroom kommt mit einer modern wirkenden Oberfläche daher und bei Camera Raw hat man den Eindruck, als sei hier die Zeit vor der Jahrtausendwende stehen geblieben. Da soll etwas Gleiches dabei herauskommen?

Ja, das tut es tatsächlich. Alle Funktionen, die für die Raw-Entwicklung vorhanden sind, sind in beiden Programmen vorhanden und erzeugen auch ein identisches Ergebnis. In beiden Programmen lässt sich auch die Voreinstellung so anpassen, dass die Entwicklungseinstellungen entweder in der dng-Datei oder in den Sidecar Dateien (xmp) gespeichert werden. Entwickelt man also ein (dng)-Bild in Camera Raw und beendet man das Programm dann mit „speichern“, so merkt Lightroom sofort, dass jemand das Bild verändert hat (Ausrufezeichen in der rechten Ecke). Klickt man das an, kann man im anschließenden Dialog die veränderten Einstellungen von Camera Raw von der Festplatte importieren. Lightroom merkt sich dann diese Einstellungen in seinem eigenen Katalog. Das funktioniert natürlich auch in umgekehrter Richtung.

Da ich viel mit lokalen Korrekturen (Pinsel, Radial- und Verlauffilter) arbeite, ist mir dabei doch eine winzige Kleinigkeit aufgefallen, wo ein Regler in Camera Raw fehlt. Wenn ich in Lightroom z.B. einen Verlauffilter zusätzlich mit dem Pinsel korrigieren will, so brauche ich dazu nur den „Pinsel“ anzuklicken. Dann kann ich Größe, weiche Kante, Fluß und Dichte über die Schieberegler anpassen. In Camera Raw fehlt der Regler für die Dichte (Vergleich aus LR 7.5 und ACR 11.1). Das ist nicht tragisch, dann stelle ich eben den Fluss niedriger ein und fahre mehrmals darüber, bis es passt.

Deshalb werde ich jetzt aber nicht so weit gehen zu sagen, dass die beiden Programme keine identischen Ergebnisse liefern würden, dafür ist mir dieser kleine Unterschied zu gering und vielleicht spielen ja auch die unterschiedlichen Versionsstände eine Rolle. Was die Raw-Entwicklung betrifft, betrachte ich diese beiden Programme wirklich als identisch (≡ ☺). Die Gleichung sieht deshalb nun so aus:

Lightroom ≡ Camera-Raw für die Funktionalität zur Raw Entwicklung

Adobe selbst schreibt:

Camera Raw und Lightroom nutzen die gleiche Technologie für die Bildverarbeitung, um konsistente und kompatible Ergebnisse in den Anwendungen sicherzustellen.

Was ich mir selbst nicht erklären konnte, war die Behandlung von virtuellen Kopien aus Lightroom in ACR. Auf der Webseite von Adobe findet man auch hierzu den entscheidenden Hinweis:

Camera Raw liest nur die aktuellen Einstellungen für das primäre Bild im Lightroom-Katalog. Korrekturen an virtuellen Kopien werden in Camera Raw nicht angezeigt bzw. stehen nicht zur Verfügung.

Das erklärt auch, dass ACR selbst keine virtuellen Kopien erstellen kann. Allerdings kann ACR Schnappschüsse erstellen, die dann genau so wieder in Lightroom angezeigt werden (und umgekehrt). Aus einem Schnappschuss in ACR könnte ich dann in LR wieder eine virtuelle Kopie erstellen, die damit als weiteres eigenständiges Bild neben dem Original im LR-Katalog vorhanden ist.

In diesem Punkt (virtuelle Kopie) hat Lightroom also einen Pluspunkt mehr als ACR. Und auch das Protokoll ist nur in LR vorhanden, mit dem man schnell wieder einige Einstellungen rückgängig machen kann (in ACR nur blind über „Strg + z“). Aber damit begeben wir uns dann schon auf den Weg zum Vergleich der Programme an sich. Und da muss Lightroom aber völlig anders bewertet werden, da es ja nicht nur ein Raw-Konverter ist, sondern eine komplette Bildverwaltung mit weiteren wichtigen Modulen wie der Kartendarstellung mit GPS-Daten, der Diashow, dem Buchmodul und dem Modul zum Drucken, die alle zusammen weitere einmalige Funktionen enthalten. In diesem Punkt also dann doch ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

Navigation: Vor und zurück mit Pfeiltasten der Tastatur oder mit der Maus. Zum Vergrößern den Doppelpfeil anklicken.

 

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