Abwedeln und nachbelichten (heute kurz D&B oder Dodge & Burn bezeichnet) war in der analogen Dunkelkammer tatsĂ€chlich die einzige Möglichkeit, auf die Tonwerte des Bildes Einfluss zu nehmen. Ja, es gab auch die kontrastvariablen Papiere, aber bei den hochwertigen Barytpapieren wie Kodak Elite hatte ich mich auf ein Papier normaler Gradation eingearbeitet und den Rest eben mit D&B erledigt. Ganz zum Schluss gab es bei einigen Bildern noch eine Selentonung, die aber nur dazu diente, das Silber mit dem lĂ€nger haltbaren Selen zu ersetzen. Was da heute in einigen Presets fĂŒr Lightroom und Photoshop als „Selentonung“ angepriesen wird, hat damit nichts zu tun. Diese Entwickler haben im Gegensatz zu mir niemals selbst eine Selentonung in einer analogen Dunkelkammer gemacht. Aber nun zurĂŒck zu den Tonwerten in unseren heutigen digitalen Dunkelkammern von Lightroom und Photoshop, die ungleich leistungsfĂ€higer sind, als die in der analogen Welt.

Es gibt fĂŒr Photoshop auch Plugins, die mit einem Klick eine Einstellungsebene fĂŒr D&B erstellen und die Pinsel entsprechend ihrem Zweck auswĂ€hlen: weiß fĂŒr abwedeln (dodge) und schwarz fĂŒr das Nachbelichten (burn). Es können dabei entweder eine blanke Ebene oder eine Ebene mit einer 50 prozentigen grauen FlĂ€che verwendet werden, die entweder in den Mischmodus „Weiches Licht“ oder „Ineinanderkopieren“ versetzt werden. Ich bevorzuge eine graue Ebene, da hier die Pinselstriche einfacher erkennbar sind als in einer blanken Ebene.

Eine weitere Variante ist die Verwendung von Gradationskurven mit schwarzer Maske im Ebenenmodus „Normal“. In einem Fall macht die Kurve eine Erhöhung der Helligkeit im Bild (dodge) im anderen Fall eine Abdunklung (burn). Aber fĂŒr mich sind das normale Anpassungen, die wĂ€hrend der Bildbearbeitung notwendig sind.

Eine echte Dodge&Burn Funktion hat aber Photoshop zusĂ€tzlich mit dem D&B-Werkzeug oder D&B-Tool, wie es auch genannt wird. Da ist aber zu beachten, dass dieses Werkzeug sinnvollerweise nur auf einer „Pixelebene“ eingesetzt werden sollte. Die Verwendung in einer Einstellungsebene wird zwar von manchen Plugin-Entwicklern propagiert, macht aber aus meiner Sicht keinen Sinn. Einige dieser ZusammenhĂ€nge zeige ich in meinem aktuellen YouTube-Video (s.u.). FĂŒr mich ist diese direkte Methode mit dem D&B-Werkzeug von Adobe eine hĂ€ufig genutzte Funktion, die ich regelmĂ€ĂŸig in meinen Luminanzmasken verwende. Dort zeigt sich sehr schnell und eindeutig die Auswirkung des Werkzeugbereiches bei den Lichtern, Mitteltönen und den Schatten. Je nach Einstellung der BelichtungsstĂ€rke kann ein Grauschleier entfernt werden, oder dunkle Bereiche zusĂ€tzlich abgedunkelt werden, um die Wirkung der Maske anzupassen.

Aber auch im Bereich des (fast) fertigen Bildes nutze ich es fĂŒr letzte kleine Anpassungen der Tonwerte. Das ist dann der Zeitpunkt, der meine Erinnerung an die analoge Zeit wieder aufleben lĂ€sst. Letzte feine, kaum sichtbare Anpassungen im Bild, die mit anderen Techniken sonst nie zu erreichen wĂ€ren.