„We see in colour all the time. Everything around us is in colour. Black and white is thereÂfore immediately an interpretation of the world, rather than a copy.“
„Wir sehen die ganze Zeit in Farbe. Alles um uns herum ist in Farbe. Schwarz-Weiß ist daher sofort eine Interpretation der Welt und keine Kopie.“
– Michael Kenna
Mit diesem Zitat von Michael Kenna beende ich meinen Vortrag zum Thema „Denken in Schwarz-Weiß“, den ich auf Einladung des VHS-Fotoklubs in Eckental gehalten habe. Kenna ist bis heute bei der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie geblieben und seine Bilder hängen in vielen Galerien und Museen weltweit. Wie er die Frage nach dem „Denken in Schwarz-Weiß“ beantworten würde, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, dass es in unserem Denken viele Gemeinsamkeiten gibt. Aber natürlich auch Unterschiede, die ihn als professionellen Künstler von mir als Amateur unterscheiden.
Alles, was ich über die Fotografie weiß, habe ich mir selbst beigebracht. Das begann bereits im Alter von ca. 10 Jahren mit meiner ersten Agfa Box mit 6 × 9 cm Rollfilm, der natürlich schwarz-weiß war. Über die Jahre hat sich das fortgesetzt mit Spiegelreflexkameras von Praktica und Olympus und dann weiter bis zum Großformat 8 × 10 Inch. Über weitere Zwischenstufen in der digitalen Welt bin ich nun bei einer Sony Alpha 99MII angekommen. Die besonderen Zeiten in diesen 60 Jahren waren stark geprägt von meinen Schwarz-Weiß Bildern, die im eigenen Labor entwickelt und vergrößert wurden. Am intensivsten war diese Phase in den Jahren mit dem Großformat ausgeprägt.
Was hat denn nun den Unterschied beim Fotografieren mit Farb- bzw. Schwarz-Weiß-Film ausgemacht?
Heute in der Rückschau kann ich das für mich sehr einfach beantworten: Immer, wenn ich in der Kamera einen Schwarz-Weiß-Film eingelegt hatte, war die Einstellung zu den Motiven eine völlig andere. Das Sehen der Motive war geprägt von dem Bewusstsein, dass jetzt ausschließlich Schwarz-Weiß-Bilder entstehen werden. Heute haben wir zuerst immer ein farbiges digitales Bild, das noch umgewandelt werden muss. Doch schon während der Fototour können wir uns bereits Gedanken machen, mit welchen Motiven das wohl gut gelingen wird. Den Rest erledigen wir heute in der digitalen Dunkelkammer mit Lightroom und Photoshop wesentlich einfacher als früher im roten Licht eines kleinen Raumes und den dort benötigten Chemikalien. Schwarz-Weiß neu zu denken ist damit heute um vieles einfacher geworden und führt damit auch zu wesentlich kreativeren Ergebnissen.
Ein ausführliches Script mit 30 Seiten steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung stehen. Am 27.04.2022 gibt es dann eine Wiederholung des Vortrags im Rahmen unseres Kursprogrammes im Seniorennetz Erlangen.