Profile in Lightroom bzw. Adobe Camera Raw (ACR) haben die besondere Eigenschaft, dass sich mit ihnen signifikante Veränderungen im Bild einstellen lassen, ohne dass die Regler im Entwicklungsmodul verändert werden. Für Farbbilder können damit einheitliche Color-Looks für eine Bildserie erzeugt werden. Ich verwende sehr oft schwarz-weiß-Profile, um meine Umsetzungen für Schwarzweißbilder optimal zu bewerkstelligen.
Nach der Anwendung eines Profils stehen nach wie vor alle Entwicklungsregler aus Lightroom und ACR zur Verfügung, womit sich weitere Feinanpassungen einstellen lassen. Obwohl es Profile seit Lightroom 7.3 (April 2018) gibt, ist es sehr schwer, wirklich brauchbare Profile zu finden. Was die Suchmaschinen unter diesem Stichwort liefern, sind überwiegend Presets, die ich so aber nicht mehr verwenden will (weil die ja die Regler in der Entwicklung bereits verstellt haben, was ich nicht will). Dann sind in den Suchergebnissen in den weiteren Treffern Profile für Videofilmer enthalten, die deren Kameraanpassung (z. B. Sony S-Log2) und die Color-Looks steuert. Beides wird meistens relativ hochpreisig angeboten. Von Jim Welninski (https://alteredspacephoto.com/) habe ich einige Lernvideokurse erworben und damit auch einige sehr gute B&W-Profile bekommen. Die Profile waren bisher Teil der Kurse, aber seit Ende 2019 sind die verschiedenen Profile nun einzeln erhältlich.
Ein paar weitere (meist kommerzielle) Profile sind in diesem Blogbeitrag „New Profiles and More“ von Adobe verlinkt (ziemlich am Ende). Für meine Suche nach Profilen für schwarz-weiß Filme hilft mir das aber nicht weiter. Es bleibt also nichts Weiteres übrig, als sich selbst um die Erstellung der gewünschten Profile zu kümmern.
Eigene Profile erstellen
Wie sich eigene Profile erstellen lassen, ist inzwischen in vielen Videos im Internet zu finden. Der Weg geht meist über Photoshop und dann über ACR zum Speichern des Profils, das dann auch in Lightroom zur Verfügung steht. Den Weg hierzu kenne ich inzwischen auswendig und ich habe mich hierzu auch mit der Basis der Profilerstellung beschäftigt. Natürlich gibt es bei Adobe selbst grundlegendes an Informationen z. B. bei den DNG Kamera Profilen und der Adobe Profiles SDK. Wie sich mit dem DNG-Editor kameraspezifische Profile erstellen lassen, habe ich bereits in einem früheren Beitrag gezeigt.
Eine wichtige weitere Quelle kommt aus der Open Source Community mit den Programmen Darktable und RawTherapee hinzu. Dort gibt es eine große Sammlung von sogenannten HaldCLUT Dateien (CLUT = Color Look-Up Table, für Hald fand ich keine Erklärung), die als Basis für Lightroom- und ACR-Profile verwendet werden können (CC BY-SA 4.0). Eine Übersicht für diese und weitere HaldCLUT Dateien ist bei G’MIC zu finden. Mich haben bisher nur die schwarz-weiß Profile interessiert, die ich zunächst für meine Sony Alpha 99M2 aufbereitet habe und nun noch zusätzlich für alle Kameramodelle zur allgemeinen Verwendung. Die Profile stehen auf meiner Downloadseite für einen geringen Betrag zum Download zur Verfügung. Für die Teilnehmer an meinen Wokshops sind diese Profile frei erhältlich.
Die Aufbereitung der Profile erfolgte über das Programm 3DLUTCreator von Oleg Sharonov. Hier lassen sich die HaldCLUT-Dateien laden und daraus als Zwischenschritt eine .cube-Datei erstellen. Diese ist erforderlich, um das Profil über ACR zu erstellen. Den Weg zeige ich meinem Video auf YouTube (siehe unten). So habe ich aus den HaldCLUT-Vorlagen insgesamt 33 Lightroom/ACR-Profile für Schwarzweißfilme erstellt, die für mich die Grundlage für meine Schwarzweißbilder sind. Die im Zwischenschritt erstellten .cube-Dateien lassen sich in Photoshop als Einstellungsebene „Color Lookup“ laden. Allerdings ist der Dialog in Photoshop diesbezüglich nicht besonders übersichtlich, da keine Vorschauen zur Verfügung stehen. Die .cube-Dateien lassen sich auch in den meisten anderen Bildbearbeitungsprogrammen die LUTs unterstützen verwenden. Der Vollständigkeit halber sind die .cube-Dateien deshalb im Downloadpaket enthalten.
Downloaddateien (hier)
Die heruntergeladene Datei heißt wkl-B&W-Profile.zip. Diese Datei enthält vier gezippte Dateien:
- wkl_Profile_alle_Kameras.cube.zip
- wkl-B&W-Profile für alle Kameras Normal.zip
- wkl-B&W-Profile für alle Kameras M.zip
- wkl-B&W-Profile für alle Kameras H.zip
Profile für Photoshop und alle anderen Pixelprogramme mit Einstellungsebenen für LUTs
Die zip-Datei 1 enthält die .cube-Dateien für Photoshop und alle weiteren Pixelprogramme am Markt, die Lookup Tabellen (LUTs) verarbeiten können. Diese zip-Datei kann in einen beliebigen Ordner entpackt werden und dort von Photoshop aus genutzt werden (gilt auch für alle anderen möglichen Programme). Obwohl es in Photoshop etwas umständlich ist, diese Profile in der Einstellungsebene „Color Lookup…“ zu laden, hat das trotzdem viele Vorteile bei der Anwendung, wenn man sich die Mühe macht. So können z.B. zwei oder drei verschiedene Profile geladen werden und diese dann lokal überlagert werden. In Lightroom/ACR geht so etwas nicht.
Profile für Lightroom und ACR
Die zip-Dateien 2, 3 und 4 enthalten die Profile für die Verwendung in Lightroom und ACR. Bitte diese Dateien zum Installieren nicht auspacken, sondern gezippt lassen und so direkt in Lightroom/ACR importieren. Damit landen sie nämlich wie im Video gezeigt schön aufgeräumt im Ordner „C:\Users\[benutzername]\AppData\Roaming\Adobe\CameraRaw\ImportedSettings“. Natürlich können einzelne ausgepackte Profile (.xmp-Dateien) auch direkt in den Ordner Settings kopiert werden, aber bei vielen Profilen in diesem Ordner wird das dann schnell unübersichtlich.
Die Profile mit den Endungen Normal, M und H haben jeweils die gleiche Basis bezogen auf den emulierten Film und sehen deshalb bei der Auswahl im Profilbrowser alle identisch aus. Erst bei der weiteren Bearbeitung in Lightroom/ACR sieht man den Unterschied. Die Regler „Tiefen“ und „Lichter“ lassen sich damit unterschiedlich stark einstellen. Normal ist dabei exakt das, was Lightroom/ACR normalerweise auch machen: eine normale Anpassung der Tiefen und Lichter. Die Profile mit M und H hingegen erweitern den Reglerbereich: M auf mittlere Werte und H schon sehr stark auf einen sehr großen Regelumfang. Im Video wird das gezeigt. Bei der Anwendung aber bitte immer kritisch bleiben und nicht übertreiben. Ich sehe hierfür sinnvolle Anwendungen für diesen erweiterten Bereich und stelle deshalb auch diese erweiterten Profile hier zur Verfügung. Viel Erfolg damit bei euren eigenen Bildern!