Ein StrauĂ Tulpen zur Genesung
Ein lieber Fotofreund besuchte mich nach meiner OP und brachte Tulpen mit. Ich stellte sie in eine bauchige Keramikvase mit frischem Wasser. Zwei Stunden lang unterhielten wir uns bei Kaffee ĂŒber viele Themen. Mein Bewegungsradius war noch eingeschrĂ€nkt, aber mit dem Rollator kam ich zuhause gut zurecht. Schon am nĂ€chsten Tag reizte es mich, den BlumenstrauĂ zu fotografieren. So entstanden die ersten Fotos. TĂ€glich beobachtete ich die Tulpen und ihre BlĂŒtenverĂ€nderungen. Als sich die ersten StĂ€ngel senkten, bemerkte ich, dass ich das Wasser nicht rechtzeitig nachgefĂŒllt hatte. Doch bevor ich das tat, hielt ich die Szene im Sonnenlicht fotografisch fest. Mit frischem Anschnitt und ausreichend Wasser richteten sich die StĂ€ngel wieder auf.
Details und Experimente
Ich begann, Details zu fotografieren und mit Licht zu experimentieren. Im Nahbereich nutzte ich das Fuji-Objektiv GF 120mm F4 R LM OIS WR Macro bis zum MaĂstab 1:2 und das Sigma 105mm F2,8 EX DG OS HSM Macro (mit Canon-Bajonett an der Fuji GFX 50S II) bis zu MaĂstab 1:1. Etwa die HĂ€lfte der Bilder entstand mit dem Fuji-Objektiv und der Fokusstacking-Methode, wobei ich mich auf 20 bis 30 Bilder pro Serie beschrĂ€nkte, um den Eindruck von UnschĂ€rfe im Hintergrund zu bewahren. Mit dem Sigma-Objektiv konnte ich kein Fokusstacking machen, weil der Fringer Mount Adapter EF-GFX pro den Stacking-Modus nicht unterstĂŒtzt. Meine Kamera Fuji GFX 50S II erlaubt Fokusstacking automatisch oder manuell. Ich habe hier im manuellen Modus die Einstellung auf 20 bzw. 30 Bilder gemacht und mit einer Schrittweite von 7 gearbeitet. Die Schrittweite ist ein MaĂ fĂŒr die VerĂ€nderung des Fokuspunktes und hĂ€ngt auch vom AbbildungsmaĂstab ab. Leider fand ich hierzu keine detaillierten Informationen des Herstellers, weshalb ich selbst experimentieren musste. Als Intervall zwischen den Aufnahmen habe ich 1 Sekunde eingestellt.
Den von oben fotografierten TulpenstrauĂ belichtete ich einmal als Stackingserie mit Oberlicht und ein weiteres Bild nur mit Licht von unten ĂŒber die Leuchtplatte. In Photoshop ĂŒberlagerte ich die Bilder im Mischmodus Luminanz, wodurch das Farbbild in SchwarzweiĂ ĂŒberging.
Halbzeit und Ende
Das Bild des StrauĂes vor der Gardine am hellen Fenster bereitete ich in Photoshop als High-Key-Bild auf. Dabei nutzte ich den Detail Extractor und den High-Key-Modus von Nik. Auf dieser Basis folgte die SW-Umwandlung mit einem Profil von Jim Welninski fĂŒr den Agfa APX 25. Ich fertigte einen Print auf Innova IFA 45 an, doch das Querformat ĂŒberzeugte mich nicht. Ich wollte dem StrauĂ mehr Raum geben, hatte aber kein passendes Bild. Also ergĂ€nzte ich in Photoshop die „Leinwand“ nach oben zum Quadrat und fĂŒllte die Gardinen inhaltsbasiert auf. So gefiel es mir, und ich schickte es erneut zum Drucker.
Dass dieses Bild am Tag 8 die Halbzeit markierte, wusste ich damals nicht, da ich den StrauĂ weiter pflegte und die VerĂ€nderungen beobachtete. Nach 17 Tagen entstanden die letzten Bilder. Wer die VerĂ€nderungen der BlĂŒten und BlĂ€tter nicht so genau wie ich beobachtete, hĂ€tte den StrauĂ wohl frĂŒher entsorgt und das Halbzeitbild verpasst. Doch gerade vor dem Ende konnte ich die Schönheit der intensiveren Farben und neuen Formen festhalten.
In meinem Archiv liegen nun etwa 130 bearbeitete Fotos. Weit ĂŒber 1000 löschte ich, meist waren es die nicht mehr benötigten Zwischenschritte der Fokusstacking-Bilder. FĂŒr das Fokusstacking benutze ich Helicon Focus.
Hier ist nun die Galerie mit einer Auswahl der bearbeiteten Bilder. Meiner Beschreibung oben entsprechend sind einige Varianten in der Galerie enthalten, um den Weg zum fertigen Bild fĂŒr den Ausdruck zu zeigen.