Eine „Ehrenvolle Erwähnung (honorable mention)“ ist für viele Fotografen tatsächlich etwas Besonderes. Der „Black&White Spider Award“ Wettbewerb für Schwarzweißfotografie ist sowas wie die inoffizielle Weltmeisterschaft für Schwarzweißfotografen. Die Bekanntgabe der Gewinner für den 15. Wettbewerb war bereits am 01.11.2020. Wegen des hohen Andrangs an diesem Tag sind dann auch gleich die Server zusammengebrochen und deshalb habe ich erst offiziell eine Woche später die gute Nachricht erhalten, dass ich mit meinem Bild „“Baltic Sea at Usedom“ die Ehrung der „Honorable mention“ erhalten habe. Mit der Nennung an neunter Stelle zähle ich somit zu den zehn besten schwarzweiß Naturfotografen bei den Amateuren. Klar, dass ich mich sehr über diesen Erfolg freue.

Jetzt sind auf der Webseite die neben der „Winners Gallery“ auch die „Winners Books“ und die „Winners Videos“ zu finden. Das Winners-Video habe ich unten verlinkt, die Galerie und die Bücher kann sich jeder der will direkt auf der Webseite ansehen.

Ich will aber hier auch einiges zur Entstehung des Bildes erzählen. Ich hatte mich im Dezember 2019 zu dem „Meetup“ von Andreas Jorns in Usedom angemeldet. Ein Treffpunkt mit nahezu 300 Fotografinnen und Fotografen. Grund für mich war meine eigene Verunsicherung, wo ich denn mit meinen Bildern stehe, ganz besonders mit meinen Arbeiten in schwarzweiß. Ich erhoffte mir hier in den Diskussionen eine Orientierung zu finden für meine eigene Arbeit. Es war schwer, weil die Gruppe schon relativ homogen war und am Bildstil eher bei den Bildern von Andreas Jorns angelehnt war. Aber die Vorträge, Diskussionen und „Shootings“ zeigten mir die hohe Begeisterung bei den anwesenden Teilnehmern. Das hat mir Motivation mit auf den Weg gegeben.

Das Bild von der Ostsee entstand am Anreisetag gegen Abend. Es begann zu regnen, aber ich habe mich auf den Weg zur Seebrücke gemacht, um wenigstens die Umgebung ein wenig zu erkunden. Ich muss dazusagen, dass wir nur ganz selten Urlaub am Meer gemacht haben und für mich deshalb das Meer immer eine neue Erfahrung darstellt. Der Regen wurde heftiger und die meisten Leute sind bereits schnellen Schrittes von der Seebrücke zurückgelaufen, während ich weiter gegangen bind und zwischendurch einige Bilder vom Meer und der Seebrücke gemacht habe. Am Ende der Brücke war ich dann ganz allein und bereits durchnässt aber ich hatte einen völlig freien Blick aufs Meer und den habe ich wieder mit fünf Bildern eingefangen. Einziges Gestaltungselement war der Horizont, den ich auch ein wenig hin und her geändert habe. Aber da war noch was! Der Regen, der mit großen Tropfen ins Wasser spritze und die Tropfen wieder aufsteigen ließ. Auf dem Bild selbst fast nur in der 100 % Auflösung zu erkennen, aber in meinem Gefühl während der Aufnahme präsent und dann wieder genauso bei der Entwicklung des Bildes zu Hause. Es gibt leider keine Historie zur Entwicklung des Bildes in Photoshop, weil ich am Ende alle Ebenen wieder zusammenklappe. Sollte ich tatsächlich das Bild wieder neu entwickeln wollen, so gehe ich davon aus, dass ich bis dahin wieder neue Vorstellungen vom Bild habe und sicher auch neue Fähigkeiten für die Umsetzung.

Zumindest ist unten zu sehen, dass das Bild mit ETTR gezielt bis an die Grenze zum Clipping belichtet wurde (ISO 100, 35 mm, f 5,6, 1/13 s). Eine Technik, die ich inzwischen mehrfach in meinen Workshops gezeigt habe. Mit einer solchen Belichtung ist es dann natürlich sehr viel einfacher, die gewünschten Tonwerte besonders in den hellen Bereichen bestens zu steuern.

So viel zur Technik, nun zu meiner Entscheidung, genau dieses Bild bei diesem anspruchsvollen Wettbewerb einzureichen. Wer sich die anderen Bilder ansieht, erkennt sicherlich die extrem hohe Qualität der gezeigten Fotografien. Wie kommt nun ein derart schlichtes Foto so weit nach vorne. Ich denke, die Geschichte steht bereits oben geschrieben: es sind die Gefühle, die ich in die Aufnahme gelegt habe und die ich auch bei der Ausarbeitung mit übernommen habe. Mir war bewusst, dass das vielleicht kein Siegerbild ist, das war mir aber völlig egal. Ich wollte, dass genau dieses Bild vor der Jury gezeigt wird, egal, was die vielleicht davon halten. Es war mein Bild mit meinen Gefühlen und bearbeitet mit meinen damaligen Fähigkeiten, das ich zur Wahl stellen wollte. Heute kann ich sagen, dass ich bei der Benachrichtigung nicht wirklich überrascht war, als ich den Bildtitel „Baltic Sea at Usedom“ gelesen habe. Da wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin mit meinen Bildern.

 

 

Honorable Mention "Baltic Sea at Usedom"
Honorable Mention

Hier nun das Video mit den Siegerbildern: